Das 214. Brunnenfest in Bad Lauchstädt ist Geschichte – und selten war die Stimmung unter den Bürgerinnen und Bürgern so zwiegespalten. Was einst als traditionsreiches Aushängeschild der Goethestadt galt, lockte in diesem Jahr nicht in den Kurpark, sondern auf das Gelände des ehemaligen Brunnenversands. Offiziell begründet wurde die Verlegung mit Eigentums- und Sicherheitsfragen: Der Kurpark gehört einer landeseigenen GmbH, die durch Geschäftsführer Schmidt vertreten wird. Lärmschutzauflagen und Vorfälle der Vergangenheit wurden als Gründe angeführt, warum das Herzstück der Stadt den Einheimischen für ihr Traditionsfest verschlossen bleibt.
Doch die Entscheidung stößt in der Bürgerschaft auf massiven Widerstand. Auf Facebook ist ein eindeutiger Tenor zu lesen: „Das Brunnenfest gehört in den Kurpark und nirgendwo anders hin“.
Viele Besucher empfanden das Areal des Brunnenversands als Baustelle ohne Flair – Beton, Baugerüste und ein eingezäuntes Gelände prägten das Bild. Statt gemütlicher Händlermeile, Markt-Atmosphäre und gewachsener Tradition gab es in den Augen vieler nur noch eine Ansammlung von „Fress- und Saufbuden“. Für Familien mit Kindern, die den Rummel in früheren Jahren liebten, sei kaum noch etwas geboten gewesen. Händler beklagten schwachen Zulauf und kündigten an, künftig nicht mehr teilzunehmen.
Auch die Kommunikation der Stadtführung hat viel Unmut ausgelöst. Während Bürger von „Trauerspiel“, „beschämend“ und „aktiver Sterbehilfe am Volksfest“ sprachen, erklärte Bürgermeister Runkel das Fest öffentlich als „geil“. Ein Satz, der für viele Kritiker wie blanker Hohn wirkt und als Beleg dafür gilt, wie sehr die Verantwortlichen an der Realität vorbeireden. „Ein Mann entscheidet über alles“, „keine Bürgernähe, keine Tradition mehr“ – diese Vorwürfe ziehen sich durch viele Kommentare. Für manche ist das Brunnenfest 2025 sogar ein Spiegelbild der Politik in Deutschland insgesamt: abgehobene Entscheidungen von oben, während vor Ort die Basis das Nachsehen hat.
Dennoch gab es auch vereinzelte positive Stimmen. Das Dresdner Zwingertrio sorgte beim Finale für Stimmung, und auch die Partynächte kamen bei einem Teil der Gäste gut an. Einige Besucher betonten, dass sie vor allem wegen der Begegnungen mit alten Freunden das Fest schätzen. Lob gab es zudem für den kleinen, aber liebevoll geführten Mittelaltermarkt, der als eines der wenigen Highlights genannt wurde. Dank ging auch an Feuerwehr und Bauhof, die trotz aller Umstände engagiert unterstützt haben.
Unterm Strich aber überwiegt der Frust. Viele Einheimische schämen sich vor auswärtigen Gästen, einige kündigten an, künftig nicht mehr zu kommen – auch Besucher, die teils hunderte Kilometer anreisten. Das Brunnenfest, einst weit über die Region hinaus bekannt und ein touristischer Magnet, droht damit seine Seele zu verlieren. „Früher war es ein Volksfest mit zehntausenden Besuchern – heute nur noch ein beliebiges Dorffest auf einer Baustelle“, fasste ein Bürger zusammen.
Die Botschaft der Menschen ist eindeutig: Bad Lauchstädt will sein Brunnenfest zurück – im Kurpark, mit Tradition, Atmosphäre und echter Bürgerbeteiligung. Ob Stadtverwaltung und Land diesen Ruf endlich ernst nehmen oder weiterhin über die Köpfe der Bürger hinweg entscheiden, wird sich zeigen. Klar ist aber schon jetzt: Das Brunnenfest 2025 bleibt vielen als Sinnbild für Ignoranz und den schleichenden Verlust einer jahrhundertealten Tradition in Erinnerung.